Eine Abkürzung, ein Schloss, keine Schlange, ein gefressener Mann. Das Logo Alfa Romeos ist eines der merkwürdigsten der Autoindustrie. Alfas Name übrigens auch.
Jede Automarke hat ihr Logo. Alfa Romeo auch. Im Unterschied zu anderen Logos aber, ist Alfa Romeos Logo eines der seltsamsten. Werfen wir doch einen Blick auf das Teil vorne auf dem Stelvio oder Giulia oder die Giulietta. Und den Namen. Denn Alfa Romeo heisst nur mehr oder weniger Alfa Romeo. Oder hiess mal mehr oder weniger Alfa.
Das Logo Alfa Romeos besteht aus drei Teilen. Dem roten Kreuz, dem grünen Drachen – oder ist das doch eine Schlange? – und dem Namen.

Die Sache mit dem Alfa
Alfa Romeo hat nicht immer Alfa Romeo geheissen. Die Marke, die wir heute von den interessant gestalteten Kühlergrills her kennen, hiess bei ihrer Gründung Società Anonima Italiana Darracq (SAID). Gegründet wurde sie vom französischen Investor, Ingenieur, Velo- und Autobauer Alexandre Darracq, der sich von der Società Anonima – der italienischen Version der Aktiengesellschaft – Profit im Austausch für speziell für den italienischen Markt produzierten Autos erhofft hat. Das war im Jahre 1906, nahe der italienischen Stadt Milan.
Vier Jahre später, 1910, war der Franzose unzufrieden mit dem Geschäft. SAID war Geschichte. An ihre Stelle trat die vom italienischen Aristokraten Ugo Stella ins Leben gerufene Nachfolgerfirma mit dem Namen «Anonima Lombarda Fabbrica Automobili». Das «Società» hat er ausgelassen. Der Name der Anonymen Lombardischen Automobilfirma kann wie schon SAID abgekürzt werden: A.L.F.A.

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Die Fahrzeuge aus dem Rennstall A.L.F.A.s waren gut und haben zwischen 1911 und 1915 erste Erfolge eingefahren. Mit 24 PS sind Rennfahrer wie Franchini oder Ronzoni – ihre Vornamen sind im Laufe der Geschichte offenbar verloren gegangen – an der Targa Florio angetreten. 1915 dann hat der Neapolitaner Nicola Romeo A.L.F.A. übernommen. Er hat dann für das Militär produziert, das gerade mit dem ersten Weltkrieg beschäftigt war.

Im Jahre 1920 dann der Namenswechsel. Aus A.L.F.A. unter der Direktion von Romeo wird offiziell Alfa Romeo. Ein Name, der bis heute steht.
Der grüne Drache frisst einen Mann
Die rechte Seite sieht auf den ersten Blick aus wie eine Schlange, die Feuer speit. Oder ein Drache. Denn Drachen sind generell fürs Feuerspeien bekannt. Dann ist aber die vermeintliche Flamme manchmal silbrig. Das kann daran liegen, dass das Feuer gar kein Feuer ist, sondern ein Kind. Der Drache ist auch kein Drache, sondern eine Schlange. Und manchmal spuckt die Schlange das Kind aus, frisst es nicht. Geschichten können im Laufe von einem Jahrtausend gerne mal verändern, denn so lange ist die Schlange schon Teil der Geschichte Milans.

Die gekrönte Schlange, die den Mann frisst, ist das Logo der Familie Visconti. Das alte Geschlecht ist seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts Teil der Geschichte Milans. Sie haben sich den Biscione aufs Banner geschrieben. Manchmal heisst er auch La Vipera, aber nur selten. Das Wappen zeigt eine blaue Schlange, die ein Kind frisst. Je nach Version der Geschichte, heisst es, dass die Schlange einen Türken oder einen Mohren frisst.

Der Biscione am Bahnhof Milano
Die Viscontis haben Milan während fast 200 Jahren regiert. Ihr Motto klingt wie etwas aus der Buchserie «A Song of Ice and Fire», besser als TV-Serie «Game of Thrones» bekannt: Vipereos mores non violabo. Das lateinische Motto auf Deutsch übersetzt heisst «Ich werde die Gebräuche der Schlange nicht verraten».
Das rote Kreuz ist nicht das Kreuz, das du denkst
Auf der linke Seite des Alfa-Romeo-Logos ist ein rotes Kreuz. Die einfache Erklärung: Kreuz des heiligen St. Georg, Drachentöter extraordinaire. Würde auch schön zur Schlange passen. Das wäre aber falsch. Denn St. Georg hat nichts mit dem roten Kreuz Milans zu tun.

Denn du kannst zwar den Alfa Romeo aus Milan nehmen, aber nicht Milan aus dem Alfa Romeo. Die Automarke ist tief in der Stadt und ihrer Geschichte verwurzelt. Daher ist das rote Kreuz das Kreuz des heiligen St. Ambrosius von Mailand. St. Ambrosius ist der Schutzheilige der Städte Milan und Bologna und aller Krämer, Imker, Wachszieher und Lebkuchenbäcker. Er ist der Patron der Bienen, aller Haustiere und des Lernens.

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Das Kreuz ist im Laufe der Jahre zum Wappen der Stadt Milan geworden und hat seinen Weg ins Logo der Automarke gefunden.

Und jetzt schau ich mir mal den Rest des Stelvios an.
