phone
mail_outline

Wie kann ich Ihnen weiter helfen?

Alessia Calvano Assistentin der Verkaufsleitung

Box admin icon

Online Termin planen

Gerne beraten wir Sie persönlich zu Ihrem Autokauf. Buchen Sie jetzt online Ihren Termin für eine gratis Probefahrt.

Jeep Grand Cherokee 6.4 SRT8 4×4: Wir sind keine Freunde

Der Jeep Grand Cherokee 6.4 SRT8 4×4 ist ein Rennauto, getarnt als Jeep. Nicht als SUV, wohl bemerkt. Daher ein Review eines Jeeps, der keinen Bock auf langsam und konservativ hat. Ein Jeep, der nach 1000 Kilometern immer noch nicht mein Freund ist, den ich aber trotzdem nicht hergeben will.

«Du bist nicht mein Freund», faucht mir der Jeep Grand Cherokee SRT entgegen. Immer und immer wieder.
«Ich weiss», entgegne ich ihm im Kopf. Immer und immer wieder.
Trotzdem: Ich mag den 2.4-Tonnen-Jeep mit rund 470 PS. Sehr sogar. Weit mehr als manch ein anderes Fahrzeug, das mir freundlicher gesinnt ist. Die Beziehung zwischen mir und dem Jeep ist keine Freundschaft. Sie basiert auf Respekt. Ich respektiere die Kraft, die Wut und die Aggressivität des Jeeps, er respektiert meinen etwas abrupten und bestimmten Fahrstil. Gemeinsam sind wir – so fühle ich, denn der Jeep als 2.4 Tonnen Maschinerie fühlt nichts – ein nahezu unschlagbares Team.

Wir fahren 1000 Kilometer durch die Schweiz zusammen.

Woah, der Motor

Der Innenraum täuscht. Der Innenraum grenzt fast schon an Verrat am eigenen Konzept. Da ist sanftes Leder. Da ist eine Sitzheizung und eine Sitzklimaanlage. Da ist eine Steuerradheizung. Da ist ein Touch Screen. Eigentlich alles, was ein luxuriöses Gefährt braucht, um dir eine angenehme Fahrt zu bescheren. So richtig schön zurücklehnen, durchatmen, geniessen und die Landschaft vorbeiziehen lassen. Weisst du, so schön mit dem Verkehr fliessen.

Nein.

Der Jeep SRT8 kann nicht anders. Nix da mit fliessen. Nix da mit gemütlich. Der Jeep fordert mich auf jedem Meter heraus. Die Lenkung ist ungemein empfindlich. Jeder Millimeter Drehung am Steuerrad wird von der Strasse beantwortet. Jedes noch so sanfte Tippen auf’s Gas wird von einem Aufschrei des Achtzylinders quittiert. Und, selbstverständlich, einem ruckartigen Anfahren. Die Stossdämpfer sind hart und sportlich.  Von Null auf Fünfzig in etwa 30 Metern? Keine Sache. Bloss, dass die Antwort des Jeeps in Form eines wütenden Fauchens des V8-Motors etwa so klingt:

«Null auf Fünfzig? Pfff, was? Warum nicht Hundert? Oder Zweihundert? Da geht mehr! Lass mich und ich zeig dir, was geht!» 
Nein, Kollege, so nicht. Wir fahren nur 120 km/h. Mehr dürfen wir nicht. Der Jeep pendelt sich im achten Gang des Automatikgetriebes bei knapp über 1000 Umdrehungen ein, brummt launisch vor sich her. So leicht unzufrieden. Denn keiner im Umkreis von etwa vier Fahrzeugen hat Zweifel daran, dass da noch mehr geht.
Der Jeep fordert ständige Aufmerksamkeit. Nicht im Negativen, sondern ich fahre bewusster und aufmerksamer. Kein Tempolimit entgeht mir, keine Situation wirkt irgendwie unübersichtlich. Ich kenne kein Nervenflattern mehr. Angst? Um die anderen vielleicht, denn ich sitze in zweieinhalb Tonnen Metall, die mit 468 PS gerade auf der Autobahn rumbrüllt und feststellt, dass sie der Chef hier sind. Da können die 3er-BMW der jungen Raser noch lange mit computergesteuerten Fehlzündungen daherpoltern. Ich lasse mir das Füdli von der Sitzheizung wärmen und bleibe in der Gewissheit, dass ich so ziemlich jedes Auto wegstecken würde.

Ja, aber das Benzin!

Je länger ich mit dem Jeep fahre, desto mehr fällt mir auf, dass er ein Auto nach meinem Geschmack ist. Nicht zwingend der Formfaktor, sondern mehr in Bezug den Fahrstil, den der Jeep mir abverlangt. Aufmerksam, aggressiv, bestimmt und sorglos. Ich merke, wie ich bewusst rücksichtsvoller Fahre. Nur weil ich kann – egal, worum es gerade im Verkehr geht mit Ausnahme von schnell einparken –, heisst das noch lange nicht, dass ich muss. Ich kann so ziemlich alles von der Strasse verdrängen, ja, aber ich geniesse die kurze Auszeit im Kopf, wenn ich auf die Bremse trete und jemanden vorbeiziehen lasse. Apropos Bremse. Sei vorsichtig damit. Da passiert lange nichts, dann ist da eine ganz kurze Distanz von «langsam abbremsen» zur Vollbremse.

Genau wie beim Gas: Sei einfach sanft zu den Pedalen. Beim Gas zeigt sich auch, dass der Jeep nicht für die Schweiz gemacht wurde. Denn entweder stehst du still oder fährst etwa 40. Bei 30 mault der Grand Cherokee rum wie ein Grosser. Knapp 700 Umdrehungen, kurz vor dem Verrecken, gurgelt er unzufrieden vor sich hin, sehnt sich danach, dass ich aufs Gas drücke. Der Jeep ist gemacht für hohe Geschwindigkeiten oder Kraftaufwand, nicht für das Wohnquartier in Entlebuch. Bei kaltem Wetter kannst du im Stillstand sogar die Luft über der Motorhaube flimmern sehen. Mein Lieblings-Effekt.

Genau wie beim Schalthebel: Sei sanft zum Joystick in der Mittelkonsole. Denn der ist total verkorkst. Ein Schalthebel wie beim Dodge Challenger Redline mit Rallye Pack wäre hier angebrachter. Definierte Positionen, sauberes Einrasten und klare Handhabung. Der Schalthebel im Jeep springt immer in die Mittelposition zurück. Das ist uncool, vor allem in Anbetracht der Wichtigkeit der Kontrolle über so ein Fahrzeug.

Der Jeep hat einen 6.4l V8-Motor verbaut. Der säuft Benzin. Viel Benzin. Er haut auch ordentlich Leistung für das Benzin raus, aber ein 6.4l-Motor ist gross. Und energieeffizient in der Klasse G. Ich bin mir sicher, dass wenn die Skala weiter runter gehen würde, dann wäre der Jeep da und würde dem Ford F-150 Shelby Gesellschaft leisten.

Merkwürdigerweise wird der Tank aber nie leer. Ich verbrenne schon Sprit, aber wenn ich mich an meinen geliebten Mustang erinnere, dann verbringe ich vergleichsweise wenig Zeit an der Tankstelle. Das, obwohl der Mustang nur 5.0 Liter verbrennt. Warum? Was ist da los? Wie kann ein 6.4-Liter so selten an der Tankstelle sein? Die Lösung liegt im grosszügigen Platz des Jeeps. Die Fahrgastzelle ist gross, der Motor auch. Der Tank auch. Der Jeep hat einen 90-Liter-Tank verbaut. So schnell wird der nicht leer, dafür umso teurer an der Tankstelle.

Es fällt mir schwer, nach 1000 Kilometern den Jeep wieder abzugeben. Wir sind immer noch keine Freunde. Wir sind Partner. Wir fordern einander gegenseitig, feiern unsere Erfolge gemeinsam und beschweren uns über den Langsamverkehr. Ich parkiere in Wohlen nicht einen Freund zum letzten Mal und gebe die Schlüssel ab. Ich parkiere ein stures, starkes Fahrzeug, das ich so richtig gern habe.

Zum Schluss noch dies: Probier auf der Autobahn mal den Sportmodus aus. Ich stell das jetzt einfach mal als Empfehlung in den Raum. Gern geschehen.

Dominik Bärlocher
arrow_back
arrow_forward