Autos werden moderner, Benzin weicht Strom, ein Wohnhaus wird in Wohlen zum Geschäftshaus. Doch einer bleibt: Thomas Stocker ist seit 25 Jahren bei Auto Kunz.
«Autos bedeuten mir eigentlich gar nicht so viel», sagt Thomas Stocker, Buchhalter bei Auto Kunz.
Zwar stehen da über 500 Autos auf dem Hof rum, aber Thomas hat nur wenig Emotionen für die Fahrzeuge. Klar, sie sehen schön aus, sind mal teuer, mal günstig, aber am Ende sind sie für ihn Mittel zum Zweck. Der ruhige Mann mit Augenbrauen-Piercing und tätowiertem Arm blickt auf 25 Jahre bei Auto Kunz zurück.
«Eigentlich sind es 28», korrigiert er.

Er hat bei Auto Kunz seine Lehre gemacht, damals als der Hauptsitz zu grossen Teilen noch Wohnhaus war. Es seien 18 Mitarbeiter gewesen. Damals, als er für ein paar Jahre woanders gearbeitet habe.
«Dann hat der Chef angerufen und ich bin wieder zurückgekommen.»
Denn darum geht es ihm. Es sind die Kollegen und die Menschen in Wohlen, die ihn hier halten. Und, vielleicht, gibt er mit einem Lachen zu, auch etwas die Faulheit.
Der Stolz auf die Lehrlinge
Er hat in den 28 Jahren an der Bremgartenstrasse viele Leute kommen und gehen gesehen.
«Gute Leute», sagt er. Das ist alles, was er zu ihnen zu sagen hat als Kollektiv. Sonst erinnert er sich an Einzelpersonen. Er erinnert sich an Frau Kunz, Mutter der heutigen CEOs. Ihm bleibe in Erinnerung, wie sie geraucht hat. Ein Schmunzeln geht über sein Gesicht. Er teilt die Erinnerungen nicht, schwelgt aber in ihnen.
«Ah, eine Story habe ich», sagt Thomas, «die von den Stiften.»
Er war Lehrmeister, bevor er Kadermitglied, Buchhalter und IT-Verantwortlicher wurde. An zwei seiner Lehrlinge erinnert er sich gut und gerne.
«Sie haben nie aufgehört zu lernen. Als sie den Lehrabschluss im Sack hatten, ging es direkt weiter für sie», erzählt er. Stolz beginnt in seiner Stimme mitzuschwingen. Dann sind die Lehrlinge befördert worden. In die Geschäftsleitung. Thomas aber blieb Lehrmeister.
War es seltsam, dass die ehemaligen Stifte vor ihm befördert wurden? Thomas lacht.
«Nein, echt nicht. Da war viel mehr Stolz und Freude. Sie hatten sich diese Positionen erarbeitet und verdient.»
Und er weiss: Er hat ihnen das Rüstzeug für eine erwiesenermassen erfolgreiche Zukunft mitgegeben.
Pearl Jam und Kinder
Thomas denkt nicht daran, die Stelle zu wechseln, ist damit einer der wenigen, die ein Leben lang im selben Job bleiben. Andere werden nach drei Jahren rastlos, Thomas nicht. Er blickt das Foto seiner Kinder auf seinem Pult im ersten Stock an. Familie. Und Konzerte. Das sind seine Welt, auch wenn ein Ordner mit der Aufschrift «Finanzbuchhaltung» auf seinem Pult liegt und sehr wahrscheinlich irgendeine Form Aufmerksamkeit verlangt.
«Grunge. 1990er-Jahre. Gitarrenmusik. Das ist meins», sagt er. Pearl Jam

Sein Lieblingslied? Thomas lacht.
«Rear View Mirror. Das passt doch.»